Evangelische Pfarrkirche in Gudensberg
Der Standort der Kirche lässt seine besondere Rolle innerhalb der Stadtbefestigung erkennen. Die hohe fast senkrecht aufragende Kirchhofsmauer beherrscht den Marktplatz und bot der Bevölkerung bei feindlichen Angriffen eine erste Zufluchtsstätte.
Der älteste Teil der Kirche ist der Chor mit kunstvollen Architekturteilen aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Das Maßwerk des Ostfensters ist im frühgotischen, das der übrigen Fenster im spätgotischen Stil ausgeführt. Die sehr sachliche bildhauerische Gestaltung der spätgotischen Fenster steht in deutlichem Gegensatz zum Ornamentreichtum des frühgotischen Fensters. 1271 wurde der Chor geweiht und im gleichen Jahr in "Gudinsberg in choro" eine Gerichtssitzung abgehalten. 1336 waren vermutlich Kirchenschiff und Turm vollendet.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde an der Chornordseite eine achteckige gewölbte Sakristeikapelle mit spätgotischen Maßwerkfenstern angebaut. Der Schlussstein enthält die Jahreszahl 1500.
Das Kirchenschiff wurde im Laufe der Jahrhunderte verändert; 1592 wurden die Deckengewölbe durch eine Holztonne mit Querrippen ersetzt.
Der Kirchturm trug früher ein spitzes gotisches Helmdach, das wahrscheinlich nach einem Brand 1736 durch eine Barockhaube mit Laterne ersetzt wurde.
Im Kirchenschiff befinden sich zwei sehenswerte Wappenepitaphe aus den Jahren 1596 und 1575 mit Beschlagwerteornamenten. An der Außenwand der Westsseite, links neben dem Haupteingang, eine dritte Epitaphplatte aus dem Jahr 1596.
Die Orgelanlage ist neugotisch und wurde 1851 bis 1855 von Karl und Gustav Wilhelm errichtet.
Vermutlich hatte die Kirche einen Vorgängerbau, von dem jedoch bestätigende Unterlagen fehlen.
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